Der zweite Tag unserer Reise führte uns in die Höhen des Juras nach Pontarlier, das als französische Hochburg der Absinth-Produktion gilt. Oder sollte man besser sagen: galt? Fast einhundert Jahre war Absinth in Frankreich nämlich verboten. Wir wollten uns die scheinbar so gefährliche Grüne Fee aus der Nähe ansehen und besuchten die Distillerie "Les Fils d'Emile Pernot".
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Die Distillerie "Les Fils d'Emile Pernot" in Pontarlier. |
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Im kleinen Geschäft der Distillerie spielt man zwar ein wenig mit dem einstigen Verbot und stellt mehrere alte Propagandaplakate der Absinth-Gegner aus, doch sonst sieht es hier aus, wie in jedem anderen kleinen Spirituosengeschäft. Und auch bei der Führung wird die angeblich halluzinogene und gesundheitsgefährdende Wirkung der "Grünen Fee" nicht bestätigt. Der Absinth, so wird erklärt, wurde einfach zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Opfer seines Erfolgs: Die Weinbauern gingen eine Allianz mit den Befürwortern der Prohibition ein, um der Konkurrenz durch den Absinth ein Ende zu bereiten. So kam es zum Verbot der beliebten Spirituose, die auch viele Prominente, wie Oscar Wilde und Vincent Van Gogh schätzten.
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"L'Absinthe c'est la mort!" - so warnte ein Plakat um 1900. |
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Die Distillerie Pernot ließ sich davon nicht beeindrucken und produzierte einfach andere Kräuter-Spirituosen und Liköre ohne die verbotene Pflanze. Und das tut man in dem kleinen Familienbetrieb mit 5 Angestellten bis heute noch. Seit einigen Jahren darf es auch wieder der klasssische Absinth mit 55 bis 68 % Alkohol sein.
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Im kleinen Fabrikladen kann man die gesamte Bandbreite der Liköre bestaunen. Und auch kosten - aber natürlich: avec modération! |
Die Produktionsanlage ist überschaubar und klassisch, hier ist noch vieles Handarbeit, auch die Flaschen werden noch von Hand abgefüllt. Man wird kostenlos durch die Distillerie geführt und der Chef nimmt sich auch gerne Zeit allen Besuchern seinen Betrieb zu erklären, Zutaten zu zeigen und alle Fragen zu beantworten.
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Nur einen großen Raum umfasst die Distillerie Pernot, die ihre Liköre dennoch in die ganze Welt exportiert. |
So erfährt man zum Beispiel, dass Absinth auch viel nach Deutschland
exportiert wird und dort - den Steuern sei dank - sogar preiswerter ist
als in Frankreich! Nach der Führung durfte jeder Besucher die Spirituosen kostenlos bei einer Degustation probieren. Und wir entschieden uns für zwei Flaschen Absinth und
Vieux Pontarlier. Santé!
Distillerie Les Fils d’Emile Pernot
18-20 Le Frambourg
25300 La Cluse et Mijoux
http://www.emilepernot.fr
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